Die globale landwirtschaftliche Produktion ist zu schlecht verteilt, um den Bedarf an Nahrung für die Weltbevölkerung zu decken. (alle 2 Sekunden stirbt ein Kind auf dieser Erde wegen Hunger, das sind 40000 am Tag und 30 Mio. Menschen jedes Jahr: Das ist ein Verbrechen an der Menschheit.)

Im heutigen Wirtschaftssystem werden hohe Gewinne unter anderem dadurch erzielt, indem man die Märkte (für Lebensmittel) öffnet und einen freien Handel ermöglicht und zum anderen, die Menge der produzierten Lebensmittel bewusst knapp hält, um einen möglichst hohen Preis zu erzielen. Dies ist ein Grundprinzip des kapitalistischen Weltmarktes und der Welthandelsorganisation (WTO).

Um aus dieser Logik der Wirtschafts- und Finanzmärkte mit seinen unmenschlichen Folgen auszubrechen, ist es notwendig, Kenntnisse über eine autonome Lebensform zu erlernen, um sich von den internationalen Konzernen unabhängig zu machen.

 

Wir schlagen deshalb vor:

 

Eine lokale Autonomie der Ernährung:

 

1) Fähigkeit, wildwachsende Pflanzen zu erkennen, um sich von ihnen zu ernähren und auch, um sie zu schützen

2) Ersetzung der Monokulturen durch einen Mischanbau, zum einen um die Anhängigkeiten der Menschen untereinander und die damit verbundene Ausbeutung, wie auch die Degradation der Böden zu stoppen.

3) Aufzucht von Algenkulturen, wie z. B. die Spirulina

 

Was ist Spirulina ?

 

Sie ist eine einfache, einzellige Form von Algen, die in warmen, alkalischen Frischgewässern wächst.

Sie gehört zu den blau-grünen Algen. Man muss sie etwas höher als Pflanzen einstufen, da sie weder die harten Zellulose-Membranen besitzt, die für

 

Pflanzenzellen charakteristisch sind, noch einen klar definierten Zellkern. Dennoch basiert ihr Stoffwechselsystem auf der Photosynthese, die typisch ist für pflanzliche Lebensformen. Es wird geschätzt, dass  Spirulina seit 3,6 Milliarden Jahren auf unserer Erde existiert. Die Azteken in Mexiko ernährten sich schon davon und ernteten aus dem Texcoco-See diesen geheimnisvollen grünen Schaum. Auch heutzutage trägt sie zum Nahrungsgleichgewicht verschiedener Gruppen bei, die sie aus salzigen Seen in der Nähe ihrer Unterkünfte gewinnen (z. B. die Kanembous, die nördlich des Tschadsee wohnen.)

 

Zusammensetzung der Spirulina:

 

70 % Eiweiß; das ist doppelt so viel wie in Soja und 3-mal soviel, wie in Schweinefleisch.

Der menschliche Körper nimmt das Eiweiß der Spirulina 4 mal schneller und besser auf als tierisches Eiweiß aus Fleisch oder Käse.

 

Reichhaltig an Vitaminen (A, B1, B2, B12, E) und Eisen und beinhaltet zusätzlich Calcium, Phosphor, Magnesium (etwa in der gleichen Konzentration wie Milch) und wichtige essentielle Aminosäuren.

 

Neben der Nutzung zur Ernährung, kann sie auch für medizinische Zwecke eingesetzt werden, nämlich zur Behandlung verschiedener Krankheiten:

 

-          Krebs, Viruserkrankungen (z. B. AIDS,.), Bluthochdruck, ..

-          Zur Senkung des Cholesterinspiegels

-          Zur allgemeinen Stärkung des Immunsystems

-          Zur Stärkung des Herzens und der Geschlechtsorgane

-          Anti – Stress

 

10 Gramm der Spirulina pro Tag, zubereitet mit etwas Getreide und Vitamin C reichen aus, um gegen Unterernährung zu kämpfen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Wie funktioniert der Eigenanbau der Spirulina?

 

Um die Spirulina zu kultivieren, haben wir viele verschiedene Spezialisten und Produzenten getroffen, ebenso wie Autoren, die Veröffentlichungen zu diesem Thema gemacht haben. (Deshalb empfehlen wir auch zusätzlich noch Literatur zu Rate zu ziehen, um eine globale Vision der Spirulina zu bekommen.)

 

Das Becken (Photo A)

 

Es gibt viele Möglichkeiten, um ein adäquates Becken zu bauen, die sich jeweils nach den vorhandenen Gegebenheiten richten sollten: z. B. Plastikwannen oder feste Becken aus Stein oder Ton.

Normalerweise ist es sinnvoll, eventuell notwendig, ein Glasdach oder ein Plastikdach aus durchsichtiger Folie über dem Becken zu installieren, um die Alge vor Kälte zu schützen. Aber auch andere Lösungen sind denkbar, insofern sie lichtdurchlässig sind.

 

Die Umgebung der Alge

 

Um die Spirulina zu züchten, muss mensch ein ähnliches Milieu kreieren, wie es die Alge in der Natur vorfindet. Der Lebensraum der Algenkultur

besteht aus einer Lösung aus Wasser und Mineralsalzen. Diese Flüssigkeit muss der Pflanze

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


alle lebensnotwendigen chemischen Stoffe zuführen.

Der pH-Wert dieser Salzlösung muss zwischen 8 und 11 liegen.

Der wichtigste Nährstoff für die Spirulina ist Kohlestoff. Die normale Quelle dafür, ist das Kohlenstoffdioxid (CO2). Den Gehalt von CO2  im Wasser kann mensch erhöhen, indem er/sie Komposterde auf den Grund des Becken legt.

 

Um das Algenmilieu zu kreieren, können 2 verschieden Lösungen für ein Becken der Grundfläche von 4 m2 und einem Volumen von 800 Litern angestrebt werden:

 

Methoden für die Erzeugung von 800 Litern:

 

1.     Mit Düngemitteln aus Laboren (zu erwerben bei Landwirtschaftsgenossenschaften)

-          Natriumcarbonat (Na2CO3)            1,6 g

-          Meersalz (NaCl)                        800   g

-          Ammoniumphosphat                   80   g

-          Eisensulfat (FeSO4)                      8   g,   gelöst in 80 cl grünen Tees 

 (dieser unterstützt die Löslichkeit des Eisens)   

 

 2.   Mit selbstgemachtem, natürlichem Dünger

-          400 Liter Lauge aus Wasser und Asche

-          400 Liter Wasser

-          4 kg Meersalz

-          3, 2 Liter Urin (möglichst nicht rauchen oder Alkohol trinken!)

-          104 g  Eisensirup, gelöst in starkem Tee

 

Anmerkungen:

 

Um die Lauge aus der Asche herzustellen:

Man benötigt 26,6 kg weiße Asche und mischt sie mit 400 l Wasser. Das Ganze lässt mensch dann

2 Wochen miteinander reagieren und rührt ab und zu um. Danach fügt mensch 400 l Wasser hinzu, um schließlich 800 l zu erhalten.

 

 

 

Was den Eisensirup anbelangt:

Mensch nimmt eine Hand voll Nägel und fügt Essig (1 Glas + den Saft aus 3 Zitronen) und Wasser hinzu, um eine Gesamtmenge von 1 l zu erhalten. Nun 15 Tage stehen lassen und ab und zu umrühren.

 

Wie man eine neue Algenkultur auf der Basis von 1 Liter Spirulina anlegt:

 

Die Umgebung vorbereiten (siehe unten), dann nimmt mensch 4 Liter Wasser von dieser Nährlösung und gibt sie in ein Becken zusammen mit dem 1 Liter konzentrierter Spirulinakultur. Diesen Vorgang wiederholt mensch alle 3 Tage, indem er/sie jeweils das Volumen des Algenmilieus vervierfacht. Damit die Spirulina sich gut entwickelt, ist es also wichtig, dass die Spirulinakultur nicht zu wässrig ist, weil das die Gefahr birgt, dass die Algen zerstört werden, weil sie zuviel Licht abbekommen.

 

Bewegung des Wassers im Becken (Photos B)

 

Dies ist notwendig, um die Lösung zu homogenisieren, damit die Spirulinazellen vermischt werden, um jeweils ähnlich viel Licht abzubekommen.

Mensch kann auf verschiedene Arten vorgehen:

 

- manuell, mit einem Besen oder einem Ruder; mindestens 4 mal am Tag langsam umrühren.

 

- mit einer Solar-Pumpe oder einem Wassergefälle

 

- mit 2 Aquariumspumpen (z. B.:12 V – 28 Watt)

+ Zeitschaltuhr: im Wechsel: 1 Minute AN ; 5 Minuten AUS! Abends ausschalten, Morgens einschalten.

 

Instandhaltung der Algenkultur  (Photos C)

 

Tägliche Tätigkeiten

 

1) Mit der „Scheibe von Secchi“ kann mensch die Konzentration an Spirulina im Wasser messen. (Dies ist eine kleine weiße (Plastik-)Scheibe, die am Ende eines Lineals orthogonal angebracht wird). Mensch hält diese Scheibe unter Wasser, und kann so auf dem Lineal den Wert ablesen, bei dem die Scheibe aufgrund der Algenkonzentration nicht mehr sichtbar ist.

 

2) pH-Wert messen mit einem elektr. Messgerät oder pH-Wert-Messpapier aus der Apotheke

Idealwert zwischen 10 und 11.

 

3) Temperatur messen. Die Idealtemperatur liegt zwischen 35° und 37°. Bei dieser Temperatur wächst die Alge am schnellsten. Die Temperatur von 40° sollte nicht überschritten werden.

 

4) Den Wasserstand kontrollieren und gegebenenfalls Wasser auffüllen ( in unserem Fall entspricht dies einer Höhe von 20 cm)

 

 

Ernte

 

Sobald die „Scheibe von Secchi“ bei der Tiefe von weniger als 3 cm im Wasser nicht mehr sichtbar ist, kann mensch mit der Ernte beginnen (Morgens ist der Eiweißgehalt normalerweise höher als abends. Dies ist sehr wichtig für das Trocknen). Mensch erntet die Spirulina indem mensch die Oberfläche des Beckens mit einer Wanne abschöpft oder mit einem Schlauch abpumpt. Diese spirulinareiche Flüssigkeit filtert mensch , indem mensch zuerst einen gröberes Moskitonetz benutzt und dann einen Sieb der Maschenweite 60 Micrometer, das man über einer Plastikwanne installiert.(Photos D)

 

Ernährung der Spirulina nach der Ernte 

Mit natürlichen selbstgemachten Düngemitteln

 

Mensch gibt die doppelte Menge an Urin (in ml) in das Becken, wie die Menge (in g) an frisch geernteter Spirulina und zusätzlich 2 g Eisenlösung (Photos E)

 

Trocknen und Konservieren

 

Besser ist es zwar, die Spirulina direkt frisch zu verzehren (doppelte Wirkung), jedoch sollte mensch diese innerhalb von 6 Stunden nach der Ernte oder nach maximal 2 Tagen im Kühlschrank gegessen haben. Ansonsten ist es möglich, sie bis zu einem Jahr zu konservieren, indem mensch sie in der Sonne oder einem Solar-Trockner trocknen lässt. (Photos F)

 

Falls Sie keinen Trockner haben: Verteilen Sie die Spirulina mit einem Spachtel auf einem Moskitonetz, das auf einer grün-schwarzen Plastikfolie ausgebreitet ist. Die Spirulina befindet sich auf  der grünen Seite. Falten Sie die Plastikfolie nun zusammen und hängen sie die Plastikfolie mit Wäscheklammern so auf, dass sich die schwarze Seite in der Sonne befindet. (Photos G).

 

Mit einer Investition von ca. 300 Euro für eine einfach Konstruktion kann mensch alle 25 Tage ein Kilo Spirulina für durchschnittlich 4 Personen ernten. Zum Nutzen aller.

 

Aufgrund der zunehmenden Macht der internationalen Landwirtschaftskonzerne (82 % der weltweiten Ernährung wird industriell produziert.), ist auch die Spirulina ein Objekt der Begierde. Hauptsächlich amerikanische Firmen wollen sich im Moment allen Basisquellen dieser Alge aneignen, um das Verkaufsmonopol zu erlangen. Heutzutage wird die Spirulina schon für 300 Euro pro Kilo in Apotheken oder über das Internet an Hochleistungssportler und an viele Leute, die Spirulina nicht unbedingt brauchen, die jedoch viel Geld besitzen, verkauft.

Um gegen dieses Monopol zu kämpfen ist es deshalb überlebenswichtig, diese Mikroalge in Eigenproduktion herzustellen. Es muss möglich sein, dass diese Alge für alle zugänglich ist, vor allem für diejenigen, die sie gesundheitsbedingt brauchen (Unterernährte, Flüchtlingslager, etc.)

 

Mehr Infos unter: www.antenna.ch oder im Buch von Ripley Fox